Stilles Dulden – Die Gewalt gegen Frauen braucht einen lauten Aufschrei
Der 25.11. ist ein Gedenktag, der keinen Anlass zum Feiern gibt: Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Schlimm genug, dass es einen solchen Tag überhaupt geben muss.
Unterdrückung und Gewalt des sogenannten „schwachen Geschlechts“ gelten noch immer oft genug als Bagatelle. Mädchen und Frauen müssen ständig darauf gefasst sein, „angemacht“ zu werden, z.B. durch Blicke, die sie „ausziehen“, oder konkrete Belästigungen durch Wort und Tat, am Arbeitsplatz oder in der Disco.
Klischees bestimmen das Frauenbild: Die Frau als Ehefrau und Mutter, Versorgerin der Familie, allen dienend. Die Prostituierte, immer verfügbar und bereit für alle Experimente und Demütigungen ohne Liebe.
Gesellschaftlich ist diese Rollenzuschreibung noch immer aktuell. Fernsehfilme und Krimis bestärken die Wahrnehmung der Frau als „Opfer“: Die meisten Krimis handeln von Gewalt und Mord an Frauen, die Täter sind meistens männlich und frustriert.
Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts, sog. Femizide, finden im Stillen statt, denn die Hilferufe dringen nicht durch die Wände nach außen oder werden überhört. Es sind Eskalationen der Gewalt, die so viele Frauen weltweit erleiden müssen. In der Berichterstattung erscheinen solche Morde unter Begriffen wie „Beziehungstat“ oder „Familientragödie“; Begriffe, die unterstellen, dass die Schuld nicht nur beim Täter liegt.
Mit der Istanbul-Konvention, dem Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, ist ein wichtiger Schritt unternommen worden. Wir arbeiten in Mannheim weiter daran, dieses Übereinkommen umzusetzen. Die GRÜNE Gemeinderatsfraktion setzt sich außerdem in einem Antrag dafür ein, am Paradeplatz dauerhaft eine Rote Bank als Symbol gegen die Gewalt an Frauen aufzustellen. Allerdings kann das Thema nicht alleine auf kommunaler Ebene gelöst werden. Der Bund muss einen Beitrag dazu leisten, dass die Konvention umfassend umgesetzt werden kann.
Die Fälle von Partnergewalt im Stadtkreis Mannheim sind im Pandemie-Jahr 2020 auf 426 gestiegen (2019: 261), die Anzahl der weiblichen Opfer hat sich 2020 von 226 (2019) auf 353 erhöht. Die Nachwirkungen der Lockdowns bekommen Frauenhäuser seit einigen Monaten zeitverzögert zu spüren. Im Zuge der vierten Corona-Welle, wird die Aufarbeitung dieser späten Hilferufe zu einer Herausforderung.
Wir sind weit davon entfernt, alle (!) Geschlechter gleichberechtigt vor Gewalt zu schützen. Warum wir es nicht schaffen, die Schattenseiten des „Geschlechts Frau“ aus Demütigung und Kriminalität herauszuholen, müssen wir uns auch als (Stadt-)Gesellschaft fragen. Die Antwort darauf kann aber nur der(!)jenige finden, der sich fragt, warum die Frau nicht einfach MENSCH sein darf.