Wem gehört die Straße? – Die Verkehrswende braucht Beschleunigung
Über die Verkehrswende wird momentan viel diskutiert. Auch die Stadt Mannheim arbeitet an einem entsprechenden Mobilitätsplan. Es scheint allerdings, als seien viele Bürger*innen von der Notwendigkeit einer Mobilitätswende überzeugt, dennoch will offenbar kaum jemand Einschränkungen der motorisierten Individual-Mobilität hinnehmen. Wenn es darum geht, zugunsten des Rad- und Fußverkehrs sowie des öffentlichen Raums den Autoverkehr und dessen Stellflächen einzuschränken, wird es schnell sehr still.
Wer gute und komfortable Alternativen auch für den Radverkehr fordert, muss aber dem Autoverkehr Raum nehmen. Uns bleibt kaum noch Zeit, der Klimawandel hat uns eingeholt, vielleicht schon überholt. Wir müssen dringend handeln, vor allem in der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, aber auch als Einzelpersonen, weil wir zusammen durchaus etwas mit unserem Verhalten bewirken können.
In einer Stadt wie Mannheim ist der Rad- und Fußverkehr eine sinnvolle und aufgrund der Gegebenheiten, eine gut nutzbare Alternative. Auch der ÖPNV bietet bereits eine nicht zu vernachlässigende Option, die natürlich noch immer verbesserungswürdig ist, besonders am Abend und bei den Anschlüssen.
Diskussionen um die Verkehrswende drehen sich oft um Ausnahmen. Das Auto soll ja nicht gänzlich verbannt, Menschen die darauf angewiesen sind, natürlich nicht vergessen werden. Wenn der aktuelle Bestand von rund 42 Millionen PKW in Deutschland auf „E-Autos“ umstellen würde, wäre uns aber auch wenig geholfen.
Die Angebote der Autoindustrie sind zum größten Teil immer noch wenig nachhaltig. Nehmen wir einmal den Audi Q4 E-Tron Quattro, der gerade in den Werbespots durch leere Stadtstraßen fährt. Er wiegt ca. 2.600 Kilo und belegt mit 5×2 Metern eine Fläche bis zu 13 Quadratmetern. Fährt dieser durch Mannheims Quadrate, kann er in aller Regel die geforderten 1,50 Meter Abstand zu Radfahrer*innen unmöglich einhalten. In der Marktstraße reicht er mit seinen Außenspiegeln und den rechten Rädern in die ohnehin schon extrem schmale Fahrradspur und macht die Radfahrt zu einem gefährlichen Erlebnis.
Man muss es aussprechen: Es bleibt nichts anderes übrig, als den Autos Raum zu nehmen und die Bedingungen für Haltung, Parken sowie das Betreiben von Autos den realen gesellschaftlichen Kosten anzupassen. Und ja, alles unter Einbezug der angesprochenen Ausnahmen und den sozialen Aspekten.