Natürlicher Waldaufbau statt flächiger Rodung
Kollekturwald für Klima, Grundwasser und Naherholung schützen
Die Stiftung Pflege Schönau besitzt auf Mannheimer Gemarkung 111 ha Wald östlich der Bahnstrecke im Käfertaler Wald, den sog Kollekturwald. Dieses Waldgebiet ist stark von der späten Traubenkirsche bestockt, einer Nordamerikanischen Baumart, die sehr ausbreitungsfreudig ist und eine natürliche Verjüngung standorttypischer Bäume verhindert. Die Pflege Schönau beabsichtigt ab diesem Jahr in ihrem Waldstück innerhalb von drei Jahren die Traubenkirsche zu entfernen und standorttypische Baumarten zu pflanzen. Mit Hilfe von Baggern sollen die Bäume aus dem Boden gezogen werden, um Platz für die Neupflanzung zu schaffen.
Dazu erklärt Stadträtin Gabriele Baier, umweltpolitische Sprecherin der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion:
„Die Zielsetzung des Projektes, einen standorttypischen Traubeneichen-Hainbuchenwald zu entwickeln, begrüßen wir sehr. Wir halten jedoch das geplante Vorgehen aus mehreren Gründen für schwierig.
Die späte Traubenkirsche bildet im Kollekturwald die Hauptbaumart, sie wird großflächig nur noch von einigen Kiefern überragt. Wenn hier die Traubenkirsche maschinell entfernt wird, ist der Wald nahezu verschwunden. Wir sehen große Probleme auf den gerodeten und stark besonnten Flächen wieder einen Wald aufzubauen, denn unsere Waldbaumarten benötigen eine Beschattung für die Keimung und Entwicklung der ersten Jahre. In der Trockenheit und Hitze werden die Ausfälle der gepflanzten Bäume groß sein. Erfahrungsgemäß siedeln sich auf diesen Flächen bevorzugt Neophyten, wie Götterbaum, Robinie und auch die zu bekämpfende späte Traubenkirsche ein.
Zudem wird der Waldboden durch das Befahren auf den nötigen Rückegassen stark gestört und die Nährstoffe werden der Fläche entnommen, was wiederum die gewünschte Waldentwicklung erschwert.
Die komplette Maßnahme soll in drei Jahren auf jeweils 30 Hektar Fläche pro Jahr umgesetzt werden. Dies erscheint uns als zu schnell, man kann bei diesem Verfahren keine Erfahrungen sammeln und bei Bedarf gegensteuern. Wir erkennen an, dass die Methode im Berliner Forst angewandt wird, sehen aber in Mannheim andere klimatische und standörtliche Gegebenheiten, die mit berücksichtigt werden müssen.
Der Mannheimer Stadtwald dient der Erholung und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, Grundwasser- sowie Immissionsschutz. Er ist als Landschaftsschutzgebiet und teils als FFH Gebiet ausgewiesen. Wenn nun innerhalb von drei Jahren alleine im Kollekturwald 90 Hektar Wald, das sind knapp 10% des Käfertaler Waldes, verschwinden hat dies unmittelbare Auswirkungen auf die Schutzgüter. Es stellt eine dramatische Verschlechterung des Naherholungsgebietes dar.
Wir appellieren an die Pflege Schönau die rein maschinelle Methode noch einmal zu überdenken und auf mehr händische Methoden zu setzen, sowie einen längerfristigen Umbau des Waldes anzustreben. So könnten auch die angewandten Methoden evaluiert und bei Bedarf angepasst werden. Dies muss nicht unbedingt teurer sein, kann aber schonender umgesetzt werden und hilft eine natürlichen Waldaufbau zu entwickeln. Die geplante maschinelle Reihenpflanzung der Bäume wird dagegen, falls sie erfolgreich ist, auch in Jahrzehnten noch die lineare Struktur aufweisen und keinen natürlichen Waldaufbau erzeugen.“