Mannheim brauchte eine aktive Erinnerungskultur
GRÜNE fordern breite Konsequenzen aus der Arisierungs-Studie
Die Gemeinderatsfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN bedauert, dass die Stadt sich schon jetzt im Falle des Ariseurs Heinrich Vetter festlegen will. Die GRÜNEN fordern eine breite gesellschaftliche Diskussion über alle Profiteure der Arisierung und eine aktive Erinnerungskultur als Konsequenz aus der Arisierungs-Studie.
Die GRÜNE Gemeinderatsfraktion fordert eine weitergehende Diskussion des Gemeinderates und der Stadtgesellschaft über grundsätzliche Konsequenzen aus der Arisierungs-Studie. Dabei geht es den GRÜNEN nicht nur um Heinrich Vetter, sondern um alle Fälle der unrechtmäßigen Bereicherung über die Aneignung jüdischen Eigentums. Auch die Mannheimer Finanzverwaltung war seinerzeit tief verstrickt. Beim ehemaligen Oberbürgermeister von Konstanz, Dr. Bruno Helmle, hatte dies schon Konsequenzen. Ihm wurde 2012 die Ehrenbürgerschaft von Konstanz entzogen nachdem bekannt wurde, dass er in der NS-Zeit als ehemaliger Leiter der Oberfinanzverwaltung Mannheim auch privat von Arisierungen profitiert hatte.
„Wir unterstützen eine aktive Erinnerungskultur, die in die Breite der Stadtgesellschaft wirkt. Diesen Teil der städtischen Beschlussvorlage befürworten wir voll und ganz. Dabei gilt es insbesondere bei der Jugend die Erinnerung mit neuen Methoden und Medien lebendig zu halten. Es stellt sich aber die Frage, ob eine Empfehlung an betroffene Institutionen, die nach ihm benannte Säle oder Wege mit einem Zusatzschild und kurzem Hinweistext auf die Arisierung zu versehen, als Konsequenz aus der Studie genügt.“, so die Fraktionsvorsitzende, Stadträtin Gabriele Thirion-Brenneisen.
„Mannheim sollte sich Zeit nehmen gründlich darüber zu beraten, wie mit den Ergebnissen der Studie umgegangen werden soll und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Eine vorschnelle Festlegung auf die Nichtaberkennung oder Aberkennung der Ehrenbürgerschaft ist jedenfalls der falsche Schluss. Wir benennen Schulen und Straßen neu, um denen die Ehre abzuerkennen, die diese aufgrund ihrer Verstrickungen in der Nazi-Zeit nicht verdient haben. Also brauchen wir bei der Aufarbeitung der Arisierung einen Vergleich der Maßstäbe.“, so Stadtrat Gerhard Fontagnier.